Während der Abschlussveranstaltung haben die Projektbeteiligten gemeinsam Bilanz gezogen und die Ergebnisse des Pilotprojekts „Nah.Land.Küche – die Region im Kochtopf“ vorgestellt. (Foto: Landkreis Gießen)
Veröffentlicht am: 27.11.2023|Kategorien: Ländlicher Raum|

Leckeres aus der Region und für die Region

Nach drei Jahren endet das Pilotprojekt „Nah.Land.Küche – die Region im Kochtopf“

Mehr heimische Bioprodukte in Schulmensen auf den Tisch zu bringen, das war drei Jahre lang das Ziel des Pilotprojekts „Nah.Land.Küche – die Region im Kochtopf“. Koordiniert von der gemeinsamen Abteilung für den ländlichen Raum der Landkreise Lahn-Dill und Gießen, bauten Landwirte, Verarbeitungsbetriebe und Schulcaterer neue Wertschöpfungsketten auf. Vor allem Kartoffeln und Gemüse aus heimischem Anbau kommen so vorverarbeitet und in benötigter Menge auf die Speisepläne der Schulküchen. Und ein echter „Hit“ ist entstanden: Nudeln aus Bio-Dinkel aus der Region und für die Region.

Wie die regionale Wertschöpfung in der Belieferung der Schulküchen als ambitioniertes Projekt funktionieren kann, das sollte das Projekt in der Ökomodellregion Lahn-Dill-Gießen zeigen. Auch Schülerinnen und Schüler waren dabei eingebunden: Wie vermeide ich Lebensmittelabfälle? Und wie kommt der regional angebaute Bio-Dinkel als Nudel in unsere Schulmensa? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Schulklassen.

Nun endet das Projekt mit einer Aktionswoche an den beteiligten Schulen und einer Abschlussveranstaltung in der Gießener Kongresshalle. Roland Esch, Erster Kreisbeigeordneter und Dezernent für den ländlichen Raum des Lahn-Dill-Kreises, zieht eine positive Bilanz: Mit mehr als 30 Prozent „bio“ bewirtschafteter Flächen sei in den beiden Landkreisen die Zielvorgabe bereits erreicht. „Aber den 30 Prozent im Anbau müssen auch 30 Prozent in der Nachfrage gegenüberstehen.“ Nur so lohne sich die Leistung für die Erzeuger. „Das Projekt hat erfolgreich Wertschöpfungsketten von den Feldern der Region bis zu den Tellern der Schülerinnen und Schüler aufgebaut“, sagt Esch. Der Lahn-Dill-Kreis erarbeite nun neue Anforderungen für die Schulverpflegung, um auch Saisonalität und Regionalität bei der Auswahl zu berücksichtigen.

Junge Menschen erfahren den Wert regionaler Produkte

Gleiches gelte für den Landkreis Gießen als Schulträger, erklärte Christian Zuckermann, Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter und Dezernent für den ländlichen Raum: Hier war bereits in der jüngsten Ausschreibungsrunde für Schulverpflegung ein Bioanteil von 30 Prozent Kriterium. Zuckermann wies zugleich darauf hin, dass das Projekt das Bewusstsein für die eigene Ernährung und den Konsum stärke – gerade bei jungen Menschen: „Viele kleine tägliche Entscheidungen können zu einem nachhaltigeren Lebensstil beitragen. Wissen über gesunde und nachhaltige Ernährungsentscheidungen kann in der Schulverpflegung praxisnah und lecker erfahren werden.“

„Um Kantinen und Mensen in großem Umfang mit Bio-Waren aus der Region zu beliefern, fehlen in den Landkreisen Lahn-Dill und Gießen in vielen Bereichen die Vorverarbeitungsstrukturen und eine für diese Größenordnung geeignete Logistiklösung“, erklärt Margot Schäfer, Leiterin der Abteilung für den ländlichen Raum. Im Projektzeitraum konzentrierten sich die Akteure darum auf einzelne Produkte. Sehr erfolgreich war die Weiterverarbeitung von Dinkel zu Nudeln als ein rein regionales Erzeugnis: „Fast die gesamte Wertschöpfung liegt im Lahn-Dill-Kreis und dem benachbarten Kreis Limburg-Weilburg“, erklärt Schäfer.

Küchenleitungen können nun die regionalen Bio-Dinkelnudeln auf den Speiseplan setzen. Von deren Qualität konnten sich während der Aktionswochen neben den Projektschulen die Unternehmen Leica Mikrosysteme Vertrieb GmbH, die Schunk Dienstleistungsgesellschaft mbH sowie die Agentur für Arbeit Gießen überzeugen. Gleiches gilt für Gemüse aus heimischem Anbau. Auch für vorverarbeitete Kartoffeln und Kürbisse sind Vermarktungswege erschlossen worden. Und Küchen, die ihr Gemüse selbst verarbeiten, konnten mit Direktvermarktern Lieferbeziehungen aufbauen, die auch über das Projekt hinaus fortbestehen werden.

Eine Lücke, die nicht geschlossen werden konnte, ist die Vorverarbeitung von Salaten und Feingemüsen. In einem über das Bundesprogramm „Ökologischer Landbau“ finanzierten Projekt wird untersucht, ob ein Schälbetrieb in der Region rentabel etabliert werden kann. Dies ist einer von mehreren Projektansätzen, durch die die Ergebnisse des Projekts Nah.Land.Küche weitergeführt und weiterentwickelt werden.

 

Hintergrund: Ökomodellregion Lahn-Dill-Gießen

Das Pilotprojekt „Nah.Land.Küche – die Region im Kochtopf“ ist ein Ansatz der Ökomodellregion Lahn-Dill-Gießen und wurde durch Mittel des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziert. Die Durchführung lag in den Händen der FiBL Projekte GmbH mit Unterstützung der Ecozept GbR. Die Ökomodellregion umfasst die Landkreise Lahn-Dill und Gießen und ist eine der hessischen Ökomodellregionen. Das Ziel: Das Bewusstsein für ökologische und regionale Erzeugnisse stärken, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen unterstützen, weiterentwickeln und mit der Landwirtschaft verknüpfen.

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