Gruppenfoto aller Beteiligten vor den Verschenkregalen.
Veröffentlicht am: 13.05.2024|Kategorien: Abfall|

Von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft

Landkreis Gießen treibt Ausbau des Re-Use-Netzwerks in Hessen voran

Das Kaufhaus der gemeinnützigen Jugendwerkstatt Gießen – alles Mögliche gibt es hier, das aus zweiter Hand für kleines Geld ein neues Zuhause finden soll. Den Gedanken der Wiederverwendung trägt der Eigenbetrieb Kreislaufwirtschaft des Landkreises Gießen als Teil des Re-Use Netzwerks Hessen nun auch in seine Wertstoffhöfe. Für zunächst sechs von ihnen hat die Jugendwerkstatt sogenannte Verschenkregale gefertigt, die in Kürze ausgeliefert und dort aufgestellt werden sollen. Ein kleines Projekt, das für ein großes Vorhaben steht.

Die Idee der Verschenkregale ist ebenso simpel wie genial: „Normalerweise werden Wertstoffe als Abfall im Wertstoffhof abgegeben und gehen ins Recycling. Sie dürfen nicht aus den Containern herausgeholt werden. Nun besteht für Privatleute die Möglichkeit, sauberen, intakten Hausrat in das Verschenkregal zu stellen. Andere dürfen kostenlos zugreifen“, schildert Barbara Roth, die beim Eigenbetrieb für die Wertstoffhöfe zuständig ist.

„Auf diese Weise findet Vieles einen neuen Besitzer, statt im Abfall zu landen“, ergänzt Alexandra Rinn, die seit Mitte Januar für das Re-Use-Netzwerk in Hessen arbeitet – ein Projekt, das vom Land Hessen, der gemeinnützigen Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling mbH (GWR) in Frankfurt und dem Landkreis Gießen getragen wird.

Alexandra Rinn ist für die Pilotregion Mittelhessen zuständig ist und hat ihren Sitz beim Eigenbetrieb Kreislaufwirtschaft des Landkreises Gießen. Sie weiß: „In Ballungsgebieten wie Frankfurt haben wir es mit Blick auf Wiederverwendung mit ganz anderen Strukturen zu tun als auf dem Land. Unser Ziel ist es, Entsorger, Secondhand-Warenhäuser und Reparateure miteinander zu vernetzen, um hessenweit eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, die die Themen Abfallvermeidung und Wiederverwendung in die Mitte der Gesellschaft bringt.“

Ziel: Alle Akteure auf dem Gebiet der Wiederverwendung vernetzen

Die Jugendwerkstatt Gießen ist ein wichtiger Akteur, wenn es um die Wiederverwendung gebrauchter Gegenstände geht und gemeinsam mit dem Eigenbetrieb Kreislaufwirtschaft des Landkreises ein gutes Beispiel, wie die Vernetzung untereinander gelingen kann. Bereits vor einigen Jahren haben sie zusammen einen Verschenkmarkt etabliert. Auch hier gilt: Jeder kann mitnehmen, was gefällt, ohne selbst Gegenstände mitzubringen.

Ähnliche Aktionen sind bereits in der Planung: eine Reparatur-Ausstellung Ende Juli im Atrium des Rathauses Gießen in Kooperation mit dem Umweltamt der Stadt Gießen beispielsweise.

„Wenn wir es schaffen, unsere Kooperationen auf ganz Hessen auszuweiten und all diejenigen zu vernetzen, die es auf dem Gebiet der Wiederverwendung bereits gibt, haben wir das Ziel erreicht“, davon ist Abfallwirtschaftsdezernent Christian Zuckermann überzeugt.

Wichtig sei darüber hinaus, die öffentliche Wahrnehmung für das Thema zu steigern, um möglichst viele Menschen von dem Gedanken der Wiederverwendung begeistern zu können: „Dazu zählt auch, dass wir bestehende und neue Re-Use-Akteure bekannter machen und ihnen eine Bühne bieten“, schildert Zuckermann weiter.

Um all das zu erreichen, steht an nächster Stelle die Gründung eines Vereins als Träger für das Re-Use-Netzwerk in Hessen, in dem Landkreise und Kommunen, öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger sowie sozial engagierte Re-Use-Betriebe unter einem Dach vereint werden und ihre zum Teil langjährige Erfahrung einfließen lassen können. Als weiteren Schritt sieht das Re-Use Netzwerk die bundesweite Zusammenarbeit mit anderen Netzwerken vor und noch besser: die Vernetzung auf europäischer Ebene.

Gefördert wird der Aufbau des Re-Use-Netzwerks durch das hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, das Umweltamt der Stadt Frankfurt und den Landkreis Gießen.

AKTUELLES
KATEGORIEN
ARCHIVE