Gruppenfoto vor der mobilen Schlachteinrichtung.
Veröffentlicht am: 20.06.2024|Kategorien: Veterinärwesen und Verbraucherschutz|

Projekt „hofnahe Schlachtung“ unterstützt heimische Höfe und kommt dem Tierwohl zugute

Landkreis Gießen fördert „mobile Schlachteinrichtung“ für Höfe in der Region

Fleisch von Tieren heimischer Höfe, direkt vor Ort geschlachtet und regional vermarktet – dazu möchte der Landkreis Gießen mit dem Pilotprojekt „hofnahe Schlachtung“ beitragen. Das für ein Tier mit Stress und Belastung verbundene Verladen sowie der Transport zur Schlachtung entfallen. Möglich machen es ein speziell dafür ausgestatteter Schlachtanhänger sowie eine Fixiereinrichtung. Beides erfüllt alle nötigen Anforderungen und steht interessierten Betrieben zur Verfügung.

Nach einem Beschluss des Kreistages hat der Landkreis Gießen diese sogenannte „mobile Schlachteinrichtung“ mit 20.000 Euro gefördert. Als Kooperationspartner des Projekts hat sie der Naturlandhof Hornischer in Reiskirchen angeschafft. Der Familienbetrieb hält unter anderem Limousin-Rinder und erzeugt regionales Rindfleisch in Bio-Qualität. Bei Bedarf verleiht er die Ausstattung, damit auch andere Höfe direkt vor Ort Tiere schlachten lassen können.

„Mit dem Projekt möchten wir heimische Höfe bei der Erzeugung regionaler Produkte unterstützen, Wertschöpfung in der Region halten und gleichzeitig einen Beitrag für mehr Tierwohl leisten“, sagt Christian Zuckermann, Dezernent für den ländlichen Raum sowie für Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Gießen.

Limousin-Rinder auf einer Weide.

„Natürlich lassen sich vergleichsweise nur sehr wenige Tiere auf diese Weise schlachten und vermarkten. Aber Betriebe, die vielleicht auch im Sinne des Verbraucherwunsches nach einem bewussten und maßvollen Fleischkonsum auf eine Vermarktung von regional erzeugtem und hochwertigen Fleisch setzten möchten, können diese Möglichkeit nutzen.“

Eigentlich fordert die EU-Tierschutz-Schlachtverordnung, Tiere „so zu betreuen, ruhigzustellen, zu betäuben, zu schlachten oder zu töten, dass bei ihnen nicht mehr Aufregung oder Schäden verursacht werden als unvermeidbar.“ Gerade wenn Tiere aber sehr lange Wege zu Schlachtstätten weit entfernt antreten, sieht die Realität oft anders aus – das weiß man auch im Veterinäramt des Landkreises Gießen, das für den Tierschutz und die Kontrolle von Viehtransporten, aber auch für die Kontrolle der Fleischhygiene zuständig ist. Das Trennen von der Herde, das Verladen auf einen Transporter, eine lange Fahrt über die Autobahn, Entladen und Treiben in Warteställe – alles das ist mit Furcht und Belastung verbunden.

Ende Dezember 2023 wurde die Nutzung für den Naturlandhof Hornischer genehmigt

Natürlich setzen bestimmte heimische Höfe auch auf eine Schlachtung und Verarbeitung in regionalen Metzgerbetrieben, die nur kurze Wege erfordert. Die „hofnahe Schlachtung“ setzt hier als weitere Ergänzung an. Denn Metzgereien aus der Region übernehmen in der Regel die Verarbeitung des Fleisches.

Das Konzept zur Nutzung der „mobilen Schlachteinrichtung“ wurde mit dem Veterinäramt abgestimmt. Soll ein Tier geschlachtet werden, wird es direkt von der Weide oder aus dem Stall in die mobile Fangeinrichtung geführt, dort vom Schlachter betäubt und anschließend entblutet. Mit dem Anhänger wird das Tier dann direkt zur Weiterverarbeitung in eine regionale Metzgerei gebracht.

Seit mehreren Monaten steht die „mobile Schlachteinrichtung“ nun zur Verfügung und es konnten erste Erfahrungen gesammelt werden. Seit Ende Dezember 2023 wurde die Nutzung für den Naturlandhof Hornischer genehmigt. Seit Januar 2024 ist die Einrichtung unter Aufsicht durch das Veterinäramt im Einsatz. Dabei kommt möglichst wenig Stress für das Tier auch der Fleischqualität zugute, wie Helen und Jannik Hornischer vom Naturlandhof Hornischer wissen, die neben Rindfleisch auch Geflügel, Eier, Kartoffeln und Nudeln direkt auf dem eigenen Hof verkaufen.

Für den Landkreis Gießen passt das Projekt „hofnahe Schlachtung“ auch in die Initiativen der Ökomodell-Region Lahn-Dill-Gießen: In einer von 13 Ökomodell-Regionen in Hessen engagiert sich der Landkreis Gießen gemeinsam mit dem Nachbarlandkreis Lahn-Dill, um mit vielen Projekten den Anteil der biologisch und regional erzeugten Lebensmittel zu steigern. Die Koordination übernimmt für beide Landkreise die gemeinsame Abteilung für den Ländlichen Raum in Wetzlar, die interessierte Höfe berät, begleitet und vernetzt. Sie bereitet auch Informationen für interessierte Betriebe vor, die die „mobile Schlachteinheit“ nutzen möchten.

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