Veröffentlicht am: 22.07.2024|Kategorien: Kultur und Bildung|

Förderpreis „Kulturregion Landkreis Gießen“ verliehen

Erster Platz geht an IM-PULS – Kulturpolitischer Arbeitskreis Staufenberg und den Verkehrsverein 1896 Grünberg

Von fantasievollen Handpuppen, die benachteiligten Kindern online das Lesen beibringen, bis hin zu eindringlichen Kunstwerken, die geflüchtete Menschen im Fadenkreuz zeigen: Zwischen Lachen und Gänsehaut ist auch während der siebten Verleihung des Förderpreises „Kulturregion Landkreis Gießen“ alles dabei gewesen – ganz nach dem diesjährigen Motto „Kunst & Kultur in Vielfalt erleben“. Ausgewählt hat die Preisträger eine hochkarätig besetzte Jury. Mit einem Preisgeld von insgesamt 10.500 Euro unterstützt der Landkreis neue Initiativen und fördert kulturelle Angebote.

Schirmherrin und Landrätin Anita Schneider bedankte sich bei dem kulturpolitischen Arbeitskreis IM-PULS aus Staufenberg, vor dessen „Wohnzimmer“ die Preisverleihung stattgefunden hat. „Das Kulturcafé Daubringen ist ein besonderer Kulturort, zu dem ich drei Aspekte gerne hervorheben möchte: Erstens macht das ‚Wohnzimmer‘ sichtbar, wie wichtig Dorfentwicklung als Förderinstrument ist, denn nur so konnte dieser Ort entstehen. Zweitens schafft das Ehrenamt den Kulturort – eine Leistung, die weder Kommune noch Landkreis in dieser Art und Weise übernehmen könnten. Und drittens knüpft dieser Ort eine Verbindung zwischen Kultur und Treffpunkt, was soziale und kulturelle Teilhabe im echten Leben erfahrbar macht.“

Hauptgewinne kommen aus Staufenberg und Grünberg

Der Gastgeber war gleichzeitig Preisträger: Einer der zwei ersten Plätze, die jeweils mit 3000 Euro dotiert sind, ging an den IM-PULS – Kulturpolitischer Arbeitskreis Staufenberg e.V. mit seinem Wohnzimmer – Kulturcafé Daubringen. Bürgermeister Peter Gefeller hielt die Laudatio und bedankte sich für die Impulse, die der Verein in die ländliche Kultur mit seiner Vielfalt und Solidarität bringt. Im „Wohnzimmer“ treffen sich alle Generationen und das Angebot ist offen für alle Kunstsparten und Begegnungsformen. Von der Jam-Session bis zur Strick-Runde haben hier 2023 insgesamt 44 Kulturveranstaltungen stattgefunden.

Ebenfalls den ersten Platz im Wert von 3000 Euro hat der Verkehrsverein 1896 Grünberg e.V. mit der Veranstaltungsreihe „Mittwochs um Sieben“ erhalten. In ihrer Laudatio setzte Landrätin Schneider das von dem Verein betreute Grünberger Haus der Zünfte in eine Reihe mit dem Berliner Keramikmuseum, dem Innsbrucker Glockenmuseum und dem Hanauer Goldschmiedehaus, denn auch Handwerk sei Kunst und mache Werbung für die Zunft. Doch nicht nur das Gebäude ist ein Hingucker: Die Veranstaltungsreihe „Mittwochs um Sieben“ besteht seit 2022 und bietet im idyllischen Garten den heimischen Kulturschaffenden eine Bühne.

Über Silber und Bronze freuen sich Künstler- und Theatergruppen

Den zweiten Platz und die damit verbundenen 2500 Euro nahmen die Künstler:innen für Menschenrechte entgegen. Landrätin Schneider erinnerte in ihrer Laudatio an die Künstlerin Sigrun Bennemann, die in diesem Jahr leider verstorben ist. 2020 hatten sich 13 Künstler:innen nach einer Führung über das Gelände der Vitos-Klinik zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Durch die Ausstellung „Vom Wert des Menschen“ waren alle sehr betroffen über die Verletzungen der Menschrechte, die vor allem während des Nationalsozialismus stattgefunden haben. Mit künstlerischen Mitteln soll einerseits die Erinnerung an erfolgtes Unrecht wachgehalten und andererseits auf aktuelle Missstände aufmerksam gemacht werden. Im Psychiatriemuseum der Vitos-Klinik wurde hierzu eine Dauerausstellung eröffnet und in der Volkshochschule des Landkreises Gießen in Lich fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lebendige Demokratie – Sei frei dabei“ die Finissage einer Ausstellung statt.

Torsten Denker, Leiter der Kreisvolkshochschule, lobte in seiner Laudatio für den dritten Platz, dotiert mit 1500 Euro, die Theatergruppe Fellingshausen mit ihrem Stück „Der verfluchte Baron“ als eine beachtliche Leistung für den kleinen Ortsteil. Die Theatergruppe besteht seit 1999 und hat bereits 22 Stücke aufgeführt, die teils sogar selbst geschrieben sind. Die Aufführungen werden an örtliche Gegebenheiten, Anekdoten und Personen angepasst, sodass immer auch ein Bezug zur Region besteht. Gespielt werden die Stücke überwiegend in Mundart. Bei jeder Aufführung gibt es eine Spendenaktion für den guten Zweck wie eine in Not geratene Familie vor Ort, eine soziale Einrichtung, den Kindergarten oder die Krebshilfe.

Landkreis vergibt erstmalig Sonderpreis „Kinder- und Jugendkultur“

Den erstmals vergebenen Sonderpreis „Kinder- und Jugendkultur“ im Wert von 500 Euro hat Roland Seipp aus dem Sängerkreis Gießen an den Chor Crescendo der evangelischen Kirchengemeinde Laubach mit dem Benefizkonzert „Jugend hilft Jugend“ überreicht. Der junge Chor hatte 2023 zum Konzert aufgerufen. Gefolgt sind der Einladung die Bands der Schulen, eine junge Pianistin und die Kinderchöre der Kirchengemeinde. Der Erlös wurde zum einen für die Baumpflanzaktion des Naturkindergartens Laubach und zum anderen für „Kinderherzen heilen“ gespendet.

Die Übergabe der zwei ideellen Sonderpreise erfolgte durch Anna Sophie Bühne vom Verein für kulturelle Bildung und Begegnung sowie die Künstlerin und Kulturförderin Annelie Müller. Dass der Gießener Brandplatz seinen Namen einem Blitzschlag im Jahr 1560 verdankt, erklärt der Benefizfilm „Gießen 1907“: Bei dem Projekt handelt es sich um einen filmisch und fotografisch nachgestellten Rundgang durch das historische Gießen von 1907 – die Einnahmen aus dem Verkauf der DVD fließen nach Abzug der Produktionskosten an den Hospiz-Verein Gießen. Chancen für alle und niemanden zurücklassen: Das Projekt „Schulfritz“ hilft mit Graf Draco und Prinzessin Gigi auf Youtube vielen Kindern beim Lesenlernen – nach wie vor gilt das Lesen als eine der wichtigsten Kulturtechniken.

Wer sich für den Förderpreis „Kulturregion Landkreis Gießen“ bewerben möchte, findet alle Informationen unter www.lkgi.de/kulturfoerderung. Das Motto 2024 lautet „Lebendige Demokratie! Vielstimmigkeit gestalten“. Fragen beantwortet Anja Horstmann telefonisch über 0641 9390-5727 oder per E-Mail an foerderpreis-kulturregion@lkgi.de.

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