Erhard Thörner war Ideengeber für den ‚Auenverbund Wetterau‘ – zu einer Zeit, in der der Natur- und Umweltschutz noch in den Anfängen stand. Seinem unermüdlichen Engagement sind viele Landschafts- und Naturschutzgebiete in Hessen zu verdanken, von denen einige sogar preisgekrönt sind. Foto/Quelle: Broschüre der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON)
Veröffentlicht am: 31.08.2023|Kategorien: Natur- und Umweltschutz|

Wegbegleiter ehren den verstorbenen Erhard Thörner

Als bedeutender Naturschützer hat er viele maßgebliche Weichen gestellt und sichtbare Spuren hinterlassen

Er war ein Pionier des Natur- und Vogelschutzes, der Gleichgesinnte mit seinem Wissen und seinem Enthusiasmus beeindruckt hat, dessen Konzepte preisgekrönt sind und in der Praxis Wirkung zeigen: Erhard Thörner. Ein großer Mann des hessischen Naturschutzes ist gestorben.

Erhard Thörner wirkte bei praktischen Projekten zahlreicher Initiativen ebenso mit, wie hinter den Kulissen. In mehreren Gremien zog er die sprichwörtlichen Strippen, damit sich heute zum Beispiel in den Auen der Wetter wieder Weißstörche wohlfühlen. Denn Erhard Thörner war jahrzehntelang Vorsitzender des Naturschutzbeirats des Landkreises Gießen und baute auch die Untere Naturschutzbehörde aktiv mit auf.

Beginn der Unteren Naturschutzbehörde mitgestaltet

Stephan Stein, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) von 1997 bis 2021, erinnert sich: „Erhard Thörner hat viele Anliegen begleitet und auch gestaltet. Gerade in der Anfangszeit der noch jungen Behörde stand er uns, den hauptamtlichen Naturschützern, mit Rat und Tat zur Seite. Seine Ideen waren visionär, seine Herangehensweise wegweisend.“

Dem stimmt Ernst Brockmann anerkennend zu. Als stellvertretender Leiter der UNB hat auch er jahrzehntelang von der Leidenschaft des Naturkundlers mit besonderer Liebe zur Ornithologie profitiert. „Ohne ihn wäre der Naturschutz im Landkreis Gießen heute vermutlich nicht so vielfältig, wie er ist. Die Arbeit des Naturschutzbeirats hat er natürlich auch maßgeblich geprägt“, sagt Brockmann mit Blick auf die 30-jährige Amtszeit Thörners als dessen Vorsitzender. Seit Bestehen des Naturschutzbeirats 1981 hat er ihn bis 2011 entschlossen geleitet.

Pionier mit umfassendem Wissen und großen Engagement

„Erhard Thörner hat Pionierarbeit geleistet“, bescheinigt auch der aktuelle Naturschutzdezernent, Christian Zuckermann, „jedem, der sich in Hessen ein bisschen für dieses Gebiet interessiert, ist sein Name ein Begriff. Wer ihn getroffen hat, wird sich sicherlich an die Begegnung mit Erhard Thörner erinnern.“

Der derzeitige Vorsitzende des Naturschutzbeirates, Dr. Achim Zedler, ergänzt: „Erhard Thörner zeichnete eine zielgerichtete Beharrlichkeit im Einsatz für die Natur aus. Dabei verfügte er über ein äußerst breites, fundiertes Wissen über historische, geographische und naturkundliche Fakten, welches jetzt leider verloren gegangen ist. Sein Engagement für einen erfolgreichen Naturschutz war beispielhaft.“

Ideengeber für den Auenverbund Wetterau

So hat Erhard Thörner zum Beispiel den heute aktiven ‚Auenverbund Wetterau‘ maßgeblich mit angestoßen und verwirklicht. Ebenso lassen sich zahlreiche Landschafts- und Naturschutzgebiete in Hessen auf den Aktivisten im besten Sinne zurückführen.

Dass am Unteren Knappensee heute Idylle vorherrscht und sich dort zahlreiche Tiere und Pflanzen wohlfühlen, ist sein Verdienst. Denn Erhard Thörner war es, der sich einst gegen ein Energieversorgungsunternehmen stellte und schließlich erreichte, dass dort am Tagebaurestloch ausschließlich Naturschutz betrieben wird.

Zudem ist es ihm zu verdanken, dass das ehemalige Tagebaugebiet schließlich bereits mit der Ersten Tranche 1997 als Europäisches Vogelschutzgebiet und als FFH-Gebiet durch die Europäische Kommission ausgewiesen wurde. Diese bedeutende Leistung am Knappensee war für den Naturschutz in der gesamten Bundesrepublik wegweisend.

Mit Bundesverdienstkreuz und Verdienstorden ausgezeichnet

Erhard Thörners Engagement ist nicht nur wirkungsvoll, sondern auch ausgezeichnet: Seine Bemühungen in der heimischen Wetterau wurden 1988 mit dem Europäischen Umweltpreis für die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) belohnt. Zudem war Erhard Thörner Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Erhard Thörner wurde 1937 in Langsdorf geboren und kehrte nach dem Studium der Zoologie, Botanik, Geographie und Geologie auch wieder dorthin zurück. Ab 1975 arbeitete er als Lehrer und Fachbereichsleiter an der Gesamtschule Hungen.

Er war Ehrenmitglied der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz. Sie hatte anlässlich seines 80. Geburtstages zu einer großen Feier eingeladen.

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