Veröffentlicht am: 05.07.2024|Kategorien: Ländlicher Raum|

Chinesen zeigen sich begeistert von der Passion eines jungen Landwirts

Asiatische Delegation zu Gast im Betrieb von Henning Schäfer

Gruppenfoto am Zuckerrübenfeld: Eine fünfköpfige Delegation aus China war kürzlich zu Gast in Stangenrod beim landwirtschaftlichen Betrieb von Henning Schäfer.

Zustande gekommen war der Besuch über den Landkreis Gießen, weil die hochrangigen Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Binzhou interessiert sind an den Strukturen und den Verwaltungsmodalitäten im Bereich Landwirtschaft. Landrätin Anita Schneider hatte also von der Abteilung Ländlicher Raum eine Stippvisite organisieren lassen, um den chinesischen Gästen Einblicke in die mittelhessische Feldwirtschaft zu gewähren.

Binzhou liegt in der Provinz Shandong im Osten Chinas. Die Stadt hat eine Fläche von gut 2000 Quadratkilometern und zählt rund 400.000 Einwohner. Die Region ist von der Landwirtschaft, vor allem Ackerbau, geprägt. Daher fiel die Wahl für den Besuch auf den Betrieb von Henning Schäfer, der ausschließlich Ackerbau und Grünlandwirtschaft betreibt sowie landwirtschaftliche Dienstleistungen anbietet. Die Viehhaltung wurde bereits in der Generation seiner Eltern aufgegeben.

Betrieb steht auf drei Standbeinen

Henning Schäfer begrüßte die ausländischen Besucher gemeinsam mit seiner Frau Anika, seinen Eltern und Freunden der Familie. Vom Landkreis Gießen begleiteten Christian Zuckermann, Dezernent für Landwirtschaft, und Manfred Felske-Zech, Stabsstellenleiter für Wirtschaftsförderung und Klimaschutz, die Delegation. Landrätin Anita Scheider ließ sich gesundheitsbedingt entschuldigen.

Bei einem bebilderten Vortrag stellte der Vollerwerbslandwirt seinen Betrieb vor. Dieser hat drei Standbeine: zum einen Ackerbau und Grünlandwirtschaft auf Feldern in Stangenrod und Villmar, zum anderen landwirtschaftliche Dienstleistungen und zum dritten Arbeitsleistungen im Bereich der Entnahme von Bodenproben. – Eine Risikoverteilung, die den Chinesen nicht selbstverständlich erschien.

Kooperation benachbarter Betriebe weckt Interesse

Auch die Tatsache, dass Henning Schäfer mit den umliegenden Landwirtschaftsbetrieben eine gute Zusammenarbeit pflegt und zum Beispiel Flächen in der Bewirtschaftung tauscht, um größere Schläge bestellen zu können, brachte die Gäste auf Ideen für ihre Heimat. Ebenso interessant schien ihnen die Option, Geräte gemeinsam zu nutzen, indem Dienstleistungen des Landwirts in Anspruch genommen werden sowie Geräte gemeinsam mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben angeschafft werden.

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Landwirten ermögliche hohe Einsparungen, helfe Arbeitsspitzen zu bewältigen und mache einfach Spaß erläuterte Henning Schäfer.

Landwirtschaft wäre ohne Förderung nicht einträglich

Die Chinesen fragten nach der Fördersystematik, woraufhin Christian Zuckermann die umfangreiche Förderkulisse der EU, des Bundes und des Landes Hessen erklärte. Ohne diese Subventionen würde wahrscheinlich die Landwirtschaft, so wie sie in Mittelhessen praktiziert wird, nicht bestehen können. Wichtig sei zudem die enge Abstimmung mit der Abteilung Ländlicher Raum sowie die gute Kommunikation zwischen der Kreispolitik und der Landwirtschaft, wie sie im Landkreis Gießen zum Beispiel durch den ‚Runden Tisch Landwirtschaft‘ praktiziert wird.

Henning Schäfer gab aus Sicht der Praxis einen Einblick in die Vorgaben der vielschichtigen Landwirtschaftsförderung und wie diese Bestimmungen seine Entscheidungen beeinflussen. So habe er beispielsweise die Auswahl der Feldfrüchte auf die aktuellen Förderprogramme angepasst, weswegen er nun mehr Kulturen anbaut als noch vor einigen Jahren. Zudem realisiere er eine ausgewogene und einträgliche Fruchtfolge, um Fördergelder zu erhalten, die Bodenqualität zu verbessern und den Ackerbau wesentlich nachhaltiger zu gestalten. Die Fruchtfolge wurde dazu von drei auf sieben verschiedene Kulturen erweitert.

Abteilung Ländlicher Raum kümmert sich im lokale Angelegenheiten

Auch die heimische Politik unterstütze landwirtschaftliche Betriebe, erläuterte Zuckermann den ausländischen Gästen. Es sei die Aufgabe der Abteilung Ländlicher Raum, die Bedingungen für die Landwirtschaft zu optimieren. An bereits erwähnten ‚Runden Tisch Landwirtschaft‘ können regelmäßig Probleme angesprochen werden. Die Politik im Landkreis Gießen versuche dann, entsprechende Entscheidungen zu fassen und die Vorgaben anzupassen.

Daneben fördere die Abteilung und die Kreisverwaltung die Landwirte zum Beispiel auch, in dem Wege der Direktvermarktung vereinfacht und gemeinschaftlich beworben werden, ergänzte Manfred Felske-Zech als Förderer der heimischen Wirtschaft. So gebe es den regionalen Einkaufsführer „Gutes aus der Region“, in dem Direktvermarkter vorgestellt werden, darunter beispielsweise Hofläden, eigene Stände auf dem Wochenmarkt oder Automaten.

Voller Eindrücke und Ideen zurück nach China

Die Delegation um die Politiker Chen Yujuan und Pan Linlin waren interessiert an diesen Ausführungen und gaben an, neben vielen Eindrücken auch Ideen mit nach Hause zu nehmen. Vor allem von der Passion des jungen Mannes und seiner Überzeugung, mit der Landwirtschaft als Hauptberuf eine sinnvolle Arbeit zu leisten, zeigten sie sich beeindruckt.

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