Natur und Landschaft an der Lahn vom Wasser aus erleben – jedes Jahr ist dies für viele Menschen ein tolles Erlebnis. Wer sich aufs Wasser begibt, sollte sich aber unbedingt informieren, verantwortungsvoll und sicher handeln. (Foto: Landkreis Gießen)
Veröffentlicht am: 05.07.2024|Kategorien: Natur- und Umweltschutz|

Ins Kanu auf die Lahn mit Sicherheit und Umsicht

Landkreis informiert nach Feuerwehreinsätzen im Flussabschnitt bei Lollar

Sanft auf dem Wasser dahingleiten, Natur und Landschaft direkt vom Fluss aus erleben: Viele Menschen befahren jedes Jahr die Lahn im Kanu, um Erholung und Abwechslung zu erleben. Wer ins Kanu steigt, sollte aber immer umsichtig und verantwortlich handeln, darauf weist die Untere Wasserbehörde des Landkreises Gießen hin. Sie führt die Gewässeraufsicht für den Abschnitt der Lahn von der Kreisgrenze im Norden bis zum Badenburger Wehr zwischen Lollar und Gießen, an dem der Fluss zur Bundeswasserstraße wird.

Im Bereich Lollar kam es in den vergangenen Wochen insgesamt vier Mal zu Feuerwehreinsätzen, nachdem Kanus gekentert waren und Menschen sich aufgrund der starken Strömung bei hohem Wasserstand teilweise nicht selbst aus dem Fluss retten konnten. Diese Einsätze waren jetzt Anlass für ein Gespräch zwischen Unterer Wasserbehörde und Gefahrenabwehr des Landkreises sowie den Kanu-Verleihern Lahntours und Kanutours Gießen, die in diesem Abschnitt präsent sind.

Weil gerade der nicht ausgebaute Lahnabschnitt Strömungen und Untiefen umfasst, soll nun gemeinsam die Möglichkeit von Hinweisschildern geprüft werden, um Kanuten nochmals direkt am Fluss auf Risiko-Stellen hinzuweisen, an denen besondere Vorsicht geboten ist.

Bei zu hohem Wasserstand auf die Fahrt verzichten

Die Kanu-Verleiher geben grundsätzlich vor jeder Fahrt Einweisungen zum korrekten Verhalten und lassen nur Personen mit Schwimmwesten aufs Wasser. Trotzdem fallen abseits dieses Kanubetriebs immer wieder Gruppen auf, die auf eigene Faust mit mitgebrachten Booten auch bei hohem Wasserstand und starker Strömung einsetzen wollen. Ebenso kleine Kinder, die in solchen Fällen unzureichend gesichert, zum Beispiel mit Schwimmflügeln, ins Boot gesetzt werden. Schwimmflügel ersetzen keine Schwimmwesten und bieten keine Sicherheit gegen Ertrinken. Fällt ein Boot bei sommerlichen Temperaturen und ruhigem Wasser um, mag das noch als Spaß empfunden werden – bei starker Strömung, kaltem Wasser, fehlender Schwimmweste und aufkommender Panik kann ein Kentern lebensgefährlich werden.

Gerade wer ohne Einweisung durch einen Kanuverleih selbstständig aufs Wasser möchte, sollte sich unbedingt vorher über die Bedingungen informieren und bei zu hohem Wasserstand auf die Fahrt verzichten, appelliert die Untere Wasserbehörde. Die Kanu-Verleiher setzen ab einem Stand von 2,30 Metern des Lahnpegels Marburg aus Sicherheitsgründen keine Kanus mehr ins Wasser. Der Stand des Pegels Marburg kann online unter www.hochwasser-hessen.de eingesehen werden.

„Eine Kanufahrt auf der Lahn ist ein tolles Erlebnis, wenn sie sicher ist und mit Rücksicht auf den Natur- und Gewässerschutz sowie die Anlieger stattfindet“, sagt Christian Zuckermann, zuständiger Dezernent für Wasser- und Bodenschutz des Landkreises Gießen. „Wer aufs Wasser möchte, sollte immer verantwortlich und rücksichtsvoll handeln im eigenen Interesse und dem Interesse anderer. Nur so können wir gemeinsam erreichen, dass die Lahn in diesem Abschnitt weiter befahren werden kann und Menschen dieses Stück Natur erleben können.“

 

Folgende Verhaltenshinweise des Landkreises gelten für das Kanu- und Bootfahren auf der Lahn im betreffenden Bereich:

  • Niemals bei zu hohem Wasserstand und starker Strömung aufs Wasser. Ab dem Pegelstand von 2,30 Metern (Lahnpegel Marburg, hochwasser-hessen.de) nicht einsetzen. Für den Bereich bis Lollar ist der Pegel Marburg von Bedeutung – nicht der Pegel Gießen, der sich weiter flussabwärts befindet.
  • Niemals ohne Schwimmweste fahren. Schwimmflügel sind kein Ersatz für Schwimmwesten!
  • Kein Alkohol- oder Drogenkonsum vor oder während der Fahrt.
  • Im Bereich des Lahnwehrs bei Lollar gilt besondere Vorsicht: Die Bootsrutsche sollte nur von sehr geübten Kanufahrern passiert werden. Kanuverleiher untersagen die Nutzung zum Teil komplett. Im Zweifel gilt: Vorher flussabwärts rechts anlegen, aussteigen und das Kanu am Seil über die Rutsche führen.
  • Kein Rasten, Grillen oder Zelten an den natürlichen Ufern, auf Kiesbänken oder Inseln. Keinen Abfall hinterlassen. Viele Bereiche entlang der Lahn sind geschützt.
  • Rücksicht auf Vögel und andere Tiere nehmen, Abstand halten von Schilfflächen. Distanz ist auch zu Schwänen nötig: Sie können auf gefühlte Bedrohungen aggressiv reagieren.
  • Das Anlegen an privaten Steganlagen und Bootsplätzen, bei Vereinen oder sonstigen Anlegern ist möglich, wenn es nach vorheriger Absprache mit den Eigentümern gestattet worden ist.
  • Nicht bei Gewitter oder Sturm aufs Wasser. Bei aufziehendem Unwetter anlegen und vorrübergehend Schutz suchen.
  • In Notfällen über Telefon 112 Feuerwehr und Rettungsdienst verständigen.

 

Für das Kanu- und Bootsfahren auf der Lahn ab Gießen gibt das Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz weitere Informationen – auch zum richtigen Verhalten in Schleusen. Informationen gibt es unter  https://www.wsa-mosel-saar-lahn.wsv.de/ sowie ein Merkblatt unter https://www.bcl-lahn.de/upload/downloads/Merkblatt-Lahn-pdf.pdf.

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